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Europäisches Zentrum für Sprachwissenschaften Heidelberg / Mannheim

Reiseberichte als Quelle der Sprachgeschichte

Refelixfabriiseberichte der frühen Neuzeit sind bisher als Quelle der Geschichte der deutschen Sprache kaum untersucht worden. Die Wege zu den großen Pilgerzielen Rom, Jerusalem, Sinai und Santiago de Compostela führten die Reisenden durch die romanische, griechische und arabische Welt; deutschsprachige Söldner, Händler und Studenten erkundeten auch die übrigen Regionen Europas, Nordafrikas und Asiens. Davon zeugen viele Reiseberichte wie die Aufzeichnungen des Ulmer Dominikaners Felix Fabri (ca. 1439–1502), des Mainzer Domdekans Bernhard von Breidenbach (1440–1497), des niederrheinischen Ritters Arnold von Harff (1471–1505), des habsburgischen „Osteuropaexperten“ Sigismund Freiherr zu Herberstein (1486–1566) oder Hans Dernschwams (1494–1568) Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel, von denen einige beträchtlichen Absatz fanden.

Auch die Texte älterer berühmter Reisender, wie etwa die Erlebnisse des Venezianers Marco Polo (ca. 1254–1324) wurden jetzt in Drucken wie dem Bericht „des edeln ritters und laandtfarerß Marchopolo“ (1477 in Nürnberg) in deutscher Sprache verbreitet. Die „Beschreibung der Welt“ und die frühneuzeitliche „Verschriftlichung des Lebens“ gehen Hand in Hand. Helmut Glück gibt in seiner Geschichte des Deutschen als Fremdsprache einen ersten zusammenfassenden Einblick in diese Textlandschaft. Sie zeigt vor allem, dass die Welt jetzt kleiner wird. Es deutet daher einiges darauf hin, dass die weitgereisten Autoren der Reiseberichte auch auf die deutsche Sprache aus der Vogelperspektive blicken. Ihre Texte sind tendenziell weniger regional gebunden sondern überregional verständlich, auch in einer Zeit vor der Entstehung einer Norm der neuhochdeutschen Schriftsprache.

Eine erste Pilotstudie widmet sich Hans Dernschwams in der Germanistik wenig bekanntem „Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel (1553/55)“, das 1923 erstmals von Franz Babinger auf der Basis der ältesten Handschrift nach damaligen Prinzipien ediert wurde. Der Historiker und Orientalist Franz Babinger war bis zu seiner Vertreibung durch den Nationalsozialismus Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, von 1948 bis 1958 an der Universität München.

Projektabschnitte

Phase 1: Textverständnis. Die Übersetzung des Reiseberichts in das heutige Deutsch
Phase 2: Textedition: Die Neuedition auf der Basis aller verfügbaren Handschriften
Phase 3: Textauswertung: Die lexikalische und syntaktische Erschließung und Einordnung

Projektmitarbeiter
  • Daniela Hettstedt
  • Matthäus Feigk
  • Jonas Gerlach
Ansprechpartner

Prof. Dr. Jörg Riecke (Universität Heidelberg)