Zeitungen ermöglichen einen Zugang zu historischen Kulturlandschaften, zu ehemals produktiven interkulturellen Allianzen und – insbesondere im östlichen Europa – zu mehrsprachigen, vielfach multiethnischen Formen des Zusammenlebens. Als Medien öffentlicher Meinungsbildung gewähren sie Einblicke in die regionale Verarbeitung nationaler und internationaler Ereignisse sowie in verschiedene Teilausschnitte des gesellschaftlichen Lebens.
Ganz im Gegensatz zu ihrer Bedeutung sind die deutschsprachigen Tages- und Wochenzeitungen des östlichen Europas bisher kaum untersucht und auch bibliographisch erst ansatzweise erfasst. Die schlechte Papierqualität vor allem der Zeitungen des 19. Jahrhunderts macht darüber hinaus schon bald die digitale Sicherung der Zeitungen erforderlich, wenn ihr Bestand nicht in wenigen Jahren vernichtet sein soll. Dazu gibt es verschiedene regionale Bemühungen, insbesondere in der Slowakei.
Zum Zwecke der Bestandsermittlung, digitaler Bestandssicherung und Koordination der wissenschaftlichen Forschung wurde auf Initiative von Prof. Dr. Jörg Riecke unter dem Dach des „Europäischen Zentrums für Sprachwissenschaften“ an der Universität Heidelberg eine Forschungsstelle gegründet, die die verschiedenen Bemühungen koordinieren, Forschungen in verschiedenen Disziplinen anregen und neue Forschungsfelder erschließen soll. Eine planvolle Digitalisierung, die den Vertretern der verschiedensten Gesellschafts- und Kulturwissenschaften die Möglichkeit zur vergleichenden wissenschaftlichen Forschung gibt, setzt die bisher noch fehlende Bestandsermittlung voraus. Aus diesem Grund beginnt die Arbeit der Forschungsstelle mit der Schaffung eines „Katalogs deutschsprachiger Zeitungen im östlichen Europa“.
Der Katalog, dessen Erarbeitung von 2009 bis 2011 vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziell gefördert wurde und jetzt aus Lehrstuhlmitteln weiterfinanziert wird, soll eine nach Regionen und Erscheinungsorten gegliederte Zusammenstellung bedeutender deutschsprachiger Zeitungen des östlichen Europas enthalten. Wie der Katalog, der nach derzeitigem Kenntnisstand Zeitungen aus Bosnien, Bulgarien, Estland, Georgien, Griechenland, Kroatien, Lettland, Litauen, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, der Ukraine und Weißrussland umfasst, gestaltet sein soll, veranschaulicht das Beispiel des in der Slowakei erschienenen Zipser Anzeigers.
Auf den Seiten des EZS haben Sie die Möglichkeit, die bereits fertiggestellen Katalog-Teile nachzulesen:
Jörg Riecke und Tina Theobald
Deutschsprachige Zeitungen im östlichen Europa. Katalog Teil 1 (Heidelberg 2012) als pdf:
MitarbeiterInnen
- Uta Fröhlich (2009-2010)
- Tina Theobald (seit 2008)
- Melanie Melchior (2009-2010)
- Cornelia Wiedemann (seit 2010)
Ansprechpartner
Prof. Dr. Jörg Riecke (Universität Heidelberg)