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EZS-Arbeitsgruppe Europäische Sprachkritik Online (ESO)

Aktuelle Aktivitäten
sprachkritik

Im Dezember 2019 ist der vierte Band des Handbuchs Europäische Sprachkritik Online (HESO) erschienen. Das Handbuch wird von der EZS-Projektgruppe „Europäische Sprachkritik Online“ (ESO) herausgegeben. In der zweiten Ausgabe widmen sich die Autorinnen und Autoren dem Zusammenhang zwischen Standardisierung und Sprachkritik, in der dritten Ausgabe dem Zusammenhang zwischen Sprachpurismus und Sprachkritik und in der vierten Ausgabe dem Thema Sprachinstitutionen und Sprachkritik. Das Handbuch wird in fünf Sprachen im Verlag heiUP publiziert. Bei Interesse können alle Bände des Handbuchs neben dem Online-Zugang auch in jeder Buchhandlung als print on demand-Version bestellt werden.

Das Projekt „Europäische Sprachkritik Online“

Sprachkritik ist eine Praxis wertender Sprachreflexion. Sie wird im Sprechen über Sprache und ihren Gebrauch greifbar und dient im Projekt „Europäische Sprachkritik Online“ (ESO) als Untersuchungsgegenstand. Ausgehend von der Prämisse, dass Sprache Indikator für individuelle und kollektive Denkhaltungen und Verhaltensweisen ist, wollen wir in unserem Forschungsvorhaben Rückschlüsse von der praktizierten Sprachkritik auf Identitäts- und Mentalitätsaspekte einer Sprachkultur ziehen. Wenn Sprache als Spiegel des Selbstverständnisses einer Sprachkultur gefasst wird, dann stellt sich für uns die Frage: In welch verdichteter Form manifestieren sich erst Denkhaltungen und Verhaltensweise in der Sprache über Sprache? Wir gehen also davon aus, dass das reflexive Moment, welches in sprachkritischen Diskursen erkennbar wird, ein Kristallisationspunkt des spezifischen Denkens und der kulturellen Eigenart einer Sprachkultur darstellt. Wie eine Nation mit gesellschaftlichen Konflikten und kulturellen Herausforderungen umgeht und dabei Sprache selbst zum Gegenstand der Diskussion wird, liegt in unserem Forschungsinteresse, denn ein Streit um die Sache, wird häufig ein Streit um angemessene Worte. Sprachkulturelle Eigenheiten lassen sich unserer Ansicht nach besonders in komparatistischer Weise herausarbeiten. Wenn wir Sprachkulturen vergleichend untersuchen, können wir Konvergenzen und Divergenzen zwischen den Sprachkulturen ergründen und Aussagen darüber machen, wie national oder supranational Identitäts- und Mentalitätsaspekte einer Sprachkultur sind.

Daher untersuchen wir Sprachkritik in europäischer Perspektive am Beispiel von zunächst fünf Sprachen – dem Deutschen, Englischen, Französischen, Italienischen und Kroatischen. Diese partielle Bearbeitung der europäischen Sprachkulturen mag vor dem Hintergrund einer europäischen Sprachkritik anmaßend klingen, unser Vorhaben erscheint uns aber aus leicht nachvollziehbaren Gründen der zur Verfügung stehenden Arbeitsressourcen gerechtfertigt. Der Fokus liegt zwar jeweils auf der nationenbezogenen Sprache (hier: Deutschland, England, Frankreich, Italien und Kroatien), wird aber von Fall zu Fall auch auf den Sprachkulturraum erweitert. Im Rahmen der projektinternen Dissertationsvorhaben und des Austausches mit den nationalen und internationalen Expertinnen und Experten werden Formen der Sprachreflexion und -kritik auch im Spanischen und Tschechischen ausschnitthaft untersucht.

Sprachkritik ist zwar ein germanistischer Fachterminus, sprachreflektierende und -kritisierende Äußerungen sind aber ebenso symptomatische Phänomene anderer europäischer Sprachkulturen und damit für die anglistische, romanistische und slavistische Forschungsarbeit relevant. Daher definieren wir hier Sprachkritik als Praxis wertender Sprachreflexion und verstehen darunter veröffentlichte und öffentlich zugängliche Äußerungen, in denen Sprecherinnern oder Sprecher – explizit oder implizit – eine bestimmte Spracheinstellung oder ein bestimmtes Sprachverhalten als angemessene oder unangemessene Norm festsetzen bzw. durchzusetzen suchen. Diese Äußerungen können Domänen der Sprachkritik zugeordnet werden, beispielsweise der Literatur, Philosophie und Sprachwissenschaft, der Politik, Wirtschaft und Bildung, der Domäne des Rechts und der Verwaltung wie auch der Massenmedien. Die dort praktizierte Sprachkritik lässt sich anhand von sprachkritischen Schlüsselwörtern (z.B. Sprachpurismus, Sprachgesellschaften, Ideologische Sprachkritik) verdeutlichen. Die ESO-Projektgruppe stellt sich die Aufgaben, zentrale Schlüsselwörter für die jeweiligen Sprachkulturen zu benennen, sie in Form von Artikeln zu erläutern und in Vergleichsartikeln in einen europäischen Kontext zu setzen. Dass dabei der europäische Vergleich nicht auf der Ausdrucksseite eines Schlüsselwortes verharren kann, sondern die Konzeptseite fokussiert, ist evident. Sprachkritische Schlüsselwörter können zum einen Termini und Konzepte benennen, die bereits in der Sprachkritik etabliert sind, zum anderen aber auch Akteure und Institutionen der Sprachkritik wie auch Quellen und Schriften von sprachkritischer Relevanz aufzeigen.

Die daraus resultierende europäische Sprachkritikschreibung soll der sprachinteressierten Öffentlichkeit auf einer multilingualen und multimodalen Plattform zugänglich gemacht werden. Den Leserinnen und Leser wird über einzelsprachige und sprachvergleichende Artikel auf einer Online-Plattform ein Einblick in das breite Spektrum der Sprachreflexion und Sprachkritik im vergangenen und gegenwärtigen Europa gegeben. Über verschiedene lokal, temporal oder themenspezifisch ausgerichtete Zugänge können Wege der europäischen Sprachkritik nachvollzogen werden. Des Weiteren dient die Online-Plattform in einem projektinternen Bereich dem Austausch zwischen der ESO-Projektgruppe und den (inter-)nationalen Experten über forschungsrelevante Fragen, die die Sprachreflexion und Sprachkritik in Europa betreffen.

Das Promotionskolleg „Sprachkritik als Gesellschaftskritik im europäischen Vergleich“ ist fester Bestandteil der ESO-Projektgruppe. Es wird aus der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg finanziert und von der Graduiertenakademie der Universität Heidelberg unterstützt. Aktuelle Informationen zu den Aktivitäten des Promotionskollegs finden Sie auf der Projekthomepage.

Sprecher/in
  • Prof. Dr. Ekkehard Felder (Universität Heidelberg): ekkehard.felder (a) gs.uni-heidelberg.de
  • Dr. Katharina Jacob (Universität Heidelberg): katharina.jacob (a) gs.uni-heidelberg.de
  • Dr. Horst Schwinn (IDS): schwinn (a) ids-mannheim.de
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