Tagung des Forschungsnetzwerks »Sprache und Wissen« organisiert von Marlen Buß (Heidelberg), Wolfgang Imo (Hamburg) und Ekkehard Felder (Heidelberg) 27. bis 29. September 2023 Akademie der Wissenschaften, Karlstraße 4, 69117 Heidelberg
„Betroffenheit boomt als Konzept“ (Hannig 2022¹). Ursprünglich eine administrative Beschreibungskategorie für Verwaltungsmaßnahmen, hat sich das Konzept der Betroffenheit seit Beginn der 70er-Jahre zu einem (emotionalen) Leitbegriff zeitgenössischer Diskurse entwickelt. Diese Entwicklung spiegelt nicht zuletzt den aktuellen Mediendiskurs wider: Betroffenheitsbekundungen stilisieren sich zu einem ambigen Leitkonzept – sind seit jeher nicht mehr auf Kontexte der Anteilnahme („Mit großer Betroffenheit…“) beschränkt. Das diskursive Verständnis von ›Betroffenheit‹ beschränkt sich zumeist auf die emotionale Bedeutungskomponente des Konzepts. Repräsentativ für dieses Diskursverständnis ist die Umschreibung als durchweg emotionales, mit rationalen Entscheidungen konkurrierendes Konzept ohne performativen Charakter. (mehr …)
Tagung vom 20. bis zum 22. März 2024 Konferenzsaal II (KS II) im Institut für Übersetzen und Dolmetschen, Plöck 57a, 69117 Heidelberg
Die Zeit ist allgegenwärtig und zugleich Bezugspunkt, um Abschnitte des Geschehens in eine Ordnung zu bringen, sie in Verhältnis zu setzen, Vor- und Rückschau zu betreiben oder Ereignisse parallel nebeneinander zu stellen. Dabei kann Zeit nicht nur als Naturphänomen beschrieben werden; verschiedene zeitphilosophische Positionen zeigen, wie schwer sie als Konzept zu fassen ist. Die verschiedenen Umgangsweisen und Definitionspraktiken mit Zeit zeigen sich daher in unterschiedlichen Fachkulturen. Alle Disziplinen, die hinter diesen Fachkulturen hervorblitzen, eint, dass jede ihre eigene Sprachkultur entwickelt, ihre eigenen Praktiken hervorbringt, um sich dem Phänomen der Zeit anzunähern. Die zentrale Frage dabei ist, wie sich diese unterschiedlichen Zeitvorstellungen in Sprache, in Text- und Gesprächsroutinen und in fachkulturspezifischen Praktiken, möglicherweise auch in anderen Zeichen als in sprachlichen niederschlagen.
Die Tagung hat zum Ziel, fachspezifische Expertisen zur Erforschung des Phänomens Zeit über grundlegende linguistische Aspekte hinaus in einen Dialog zu bringen, fächerübergreifenden Transfer zu leisten, und zum einen den eigenen disziplinären Blick zu schärfen und zum anderen von den anderen Disziplinen zu lernen und interdisziplinäre Synergien auszuloten.
Weitere Informationen zu Konzept und Programm der Tagung stehen Ihnen hier als Download zur Verfügung.
Tagungsprogramm
Mittwoch, 20. März 2024
Mittwoch, 20. März 2024
Uhrzeit
Programmpunkt
10:00 Uhr
Begrüßung und Forschungsüberblick (Katharina Jacob, Vahram Atayan und Ekkehard Felder)
10:45 Uhr
Eröffnungsvortrag aus der Philosophie: Vielfalt – Koordination – Erfahrung. Zeitphi-losophische Einführungen (Norman Sieroka, Bremen)
11:30 Uhr
Eröffnungsvortrag aus der Linguistik: Zeitreferenz – Zeitkonzepte – Sprachdynamik. Eine linguistische Modellierung (Mathilde Hennig, Gießen)
12:15 Uhr
Mittagspause mit Suppe und belegten Brötchen (vor Ort)
13:15 Uhr
Vortrag aus der Physik: Vom Rechnen mit der Zeit und vom Sprechen darüber (Matthias Bartelmann, Heidelberg)
14:00 Uhr
Vortrag aus der Biologie: Chronobiology: The impact of time on biological systems (Nicholas S. Foulkes, Heidelberg)
14:45 Uhr
Vortrag aus den Neurowissenschaften: Neurobiologische Zugänge zur Zeitwahrneh-mung und ihre Begrifflichkeiten (Joachim Haß, Heidelberg)
15:30 Uhr
Pause mit Kaffee und Kuchen
16:00 Uhr
Impulsvortrag aus der Linguistik: Versprachlichte Zeitwahrnehmung und Zeitkonzep-tualisierung in den Wissensdomänen Physik und Biologie (Katharina Jacob)
16:45 Uhr
Gesprächsrunde zwischen Vahram Atayan (Moderation), Matthias Bartelmann, Nicholas S. Foulkes, Joachim Haß und Katharina Jacob – überwiegend in Englisch
17:30 Uhr
Impulsvortrag aus der Linguistik: Der konzeptuelle Raum des Lexems ʻZeitʼ im Kontext seiner Attribuierung (Zuzana Gašová, Bratislava)
18:15 Uhr
Impulsvortrag aus der Linguistik: Zeitlichkeit aus interaktionslinguistischer Perspek-tive (Elwys De Stefani, Heidelberg)
19:00 Uhr
Ende des ersten Tagungstages
19:30 Uhr
Abendessen (mit der Bitte um Anmeldung)
Donnerstag, 21. März 2024
Donnerstag, 21. März 2024
Uhrzeit
Programmpunkt
09:00 Uhr
Vortrag aus der Philosophie/Psychiatrie: Wie wir einen Gedanken entwickeln. Phänomenologie der spontanen Sprache (Thomas Fuchs, Heidelberg)
09:45 Uhr
Vortrag aus der Psychologie: Gedankliches Abschweifen während des Lesens und dessen Auswirkung auf das Textverständnis und Zeitempfinden (Jan Rummel, Heidel-berg)
10:30 Uhr
Kaffeepause
11:00 Uhr
Vortrag aus der Soziologie: Zeit in der empirischen (Sozial-) Forschung (Thomas Klein, Heidelberg)
11:45 Uhr
Gesprächsrunde zwischen Ekkehard Felder (Moderation), Wolfgang Klein (Nimwe-ge/Berlin/Heidelberg), Thomas Fuchs, Jan Rummel und Thomas Klein
12:30 Uhr
Vortrag aus den Wirtschaftswissenschaften: Prognosen und Erwartungen in der Zeit (Christian Conrad, Heidelberg)
13:15 Uhr
Mittagspause (in Gruppen oder Eigenregie)
14:45 Uhr
Vortrag aus der Informatik und dem Bereich der Künstlichen Intelligenz: Knowledge in Flux – The Role of Temporal Knowledge Graphs (Michael Gertz, Heidelberg)
15:30 Uhr
Gesprächsrunde zwischen Vahram Atayan (Moderation), Sarah Dessì Schmid, Christian Conrad und Michael Gertz
16:15 Uhr
Pause mit Kaffee und Kuchen
16:45 Uhr
Vortrag aus der Geschichtswissenschaft: Zwischen Zeitgeistbeschwörung und Seismographie der Vergangenheit: Überlegungen zur geschichtswissenschaftlichen Zeit-diagnostik (Sebastian Schütte, Heidelberg)
17:30 Uhr
Vortrag aus der Theologie: Im Horizont der Zukunft. Zur narrativen Konfiguration von Zeit aus theologischer Perspektive (Friederike Nüssel, Heidelberg)
18:15 Uhr
Gesprächsrunde zwischen Katharina Jacob (Moderation), Klaus Welke (Berlin), Se-bastian Schütte und Friederike Nüssel
19:00 Uhr
Ende des zweiten Tagungstages
19:30 Uhr
Abendessen (mit der Bitte um Anmeldung)
Freitag, 22. März 2024
Uhrzeit
Programmpunkt
09:00 Uhr
Impulsvortrag aus der Linguistik: Zeitlichkeit in der Tourismuskommunikation (Monika Messner, Innsbruck)
09:45 Uhr
Impulsvortrag aus der Linguistik: Zeit und Sprache: ein kontrastiver Blick (Vahram Atayan, Heidelberg und Sarah Dessì Schmid, Tübingen)
10:30 Uhr
Kaffeepause
11:00 Uhr
Impulsvortrag aus der Linguistik: „Time stays, we go“: An exploration into the poetics of time (Anna Piata, Athen)
11:45 Uhr
Vortag aus der Literaturwissenschaft und zum Bereich Soziale Medien: Die Gegenwart der Gegenwartsliteraturwissenschaft nach der Digitalisierung (Elias Kreuzmair, Greifswald)
12:30 Uhr
Vortrag aus der Kunstgeschichte (Film und Video): Exemplifikationen von Zeit in der Film und Videokunst (Eva Wattolik, Erlangen-Nürnberg)
13:15 Uhr
Mittagssnack (vor Ort)
13:45 Uhr
Gesprächsrunde zwischen Ekkehard Felder (Moderation), Christiane von Stutterheim (Heidelberg), Elias Kreuzmair und Eva Wattolik
14:30 Uhr
Abschlussdiskussion und Vernetzungspotentiale
15:00 Uhr
Ende der Tagung
Die Tagung wird im Rahmen des Forschungsnetzwerkes »Sprache und Wissen« und des Europäischen Zentrums für Sprachwissenschaften veranstaltet von Katharina Jacob, Vahram Atayan und Ekkehard Felder, und gefördert durch Field of Focus 3 der Universität Heidelberg.